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Bundesweiter Umwelt- und Verkehrskongress
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Podium: Stadt der kurzen Wege vs. mehr Grün in der Stadt - Widerspruch oder Einheit?

Einerseits benötigen Städte Grün, um ihren Bewohner/innen ein attraktives Umfeld zu bieten und um neue Einwohner und Besucher zu gewinnen. Andererseits sind nur Städte attraktiv, die kompakt sind und somit Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr kurze Wege bieten. Sind das unauflösbare Widersprüche oder kann man beides erreichen? Verbrauchen Grünflächen zu viel Platz in der Stadt, so dass keine kurzen Wege mehr möglich sind?

Weitere Fragen: Wie bekommt man die Leute aus dem Suburbanen wieder in die Stadt bzw. wie erreicht man, dass sie nicht im Einfamilienhaus wohnen wollen? Wieviel Prozent der (Innenstadt)Stadtbewohner haben eigentlich eine echte Wahl ihres Wohnstandortes? Welche Gruppen nutzen innerstädtisches Grün? Wie? Ist Gentrifikation bei „mehr grün“ unausweichlich?

Sicherlich werden auch die Thesen des Entwurfs des „Berliner Appells“ diskutiert.

Unter der Moderation von
Robert Hänsch, Institut für Stadt- und Regionalplanung, TU Berlin, diskutieren

  • Paul Bickelbacher, FUSS/ VCD/ ADFC, München
  • Andreas Faensen-Thiebes, BUND Berlin AK Stadtnaturschutz
  • Christian Holz-Rau Verkehrsplaner, TU Dortmund
  • Beatrix Mohren Landschaftsarchitektin, Büro bgmr

Gut Gehen – mehr Lebensqualität aus der Fortbewegung im Alltag schöpfen

Wie viele Schritte gehen wir täglich? Und sind wir uns dessen bewusst? Schöpfen wir das Potential unserer Wege im Alltag aus? Gehen ist die Muttersprache der Körpersprache. Mit dem Druck des Erwachsens vermindert sich häufig diese natürliche Bewegung. Das Haltung-im-Leben-annehmen wird zum Festhalten, verbunden mit minimalen körperlichen Verschiebungen. Diese Verschiebungen aus der Körpermitte manifestieren sich über viele Jahre hinweg, wirken sich auf alle Gelenke aus und sind als gewohnter Bewegungsablauf im Körper abgespeichert. Sie sind Teil unseres Selbstausdrucks. Gehen ist ein komplexer, ganzkörperlicher Vorgang, der durch gezielte Impulse wieder optimiert werden kann. Gut gehen heißt, bewegter zu gehen, sicher aufzutreten, mehr Präsenz zu gewinnen, Stress abzubauen. Gut gehen stärkt das Körperbewusstsein, vitalisiert die Gesundheit, fördert die Fitness und ist darüber hinaus nachhaltig, da nur körpereigene Ressourcen verbraucht werden.

Elke Schmid, Theaterregisseurin Exit! Ausgangspunkt Theater

Stadtmobilität in Zukunft – Grün. Intelligent. Urban.

Die letzten 150 Jahre Stadt- und Mobilitätsentwicklung zeigen deutlich, dass beide Entwicklungen untrennbar miteinander verknüpft sind und in Zukunft die entscheidenden Parameter für die nachhaltige Entwicklung unserer Städte darstellen. Das dialektische Verhältnis von Stadt und Verkehr verlief dabei oft zu Lasten der Stadt und ihrer Qualitäten. So haben insbesondere die Stadtquartiere entlang von breitspurigen Verkehrsschneisen an Lebensqualität einbüßen müssen. Stadtentwicklung hat sich der Verkehrsentwicklung und ihrer Belange unterordnen müssen oder diese sogar durch autogerechte Stadtentwicklung gefördert und erzwungen.

Insbesondere in polyzentrischen Regionen wie der Metropole Ruhr mit ihren vielfältigen Verkehrs- und Pendelbeziehungen haben Stadtqualitäten durch MIV-dominierte Strukturen gelitten. Die autogerechte Stadt ist hier gebaute Realität und trägt im Verkehrsbereich wesentlich zum städtischen CO2-Ausstoß bei. Die Rolle der Städte in der Energiewende kann daher nicht losgelöst vom Verkehr betrachtet werden. Doch wie kann Mobilität in der Stadt der Zukunft gestaltet und stadtverträglich abgewickelt werden? Wie können Verkehrsträger verknüpft und neue Nutzungsstrukturen etabliert werden? Welche Rolle spielen städtische Lebensstile mit unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen und wie kann diesen im Sinne einer nachhaltigen Mobilität begegnet werden? Wie können neue Verkehrskonzepte dazu beitragen, die Urbanität der Stadt wieder herzustellen?

Diesen Fragestellungen geht das Forschungsprojekt „Neue Mobilität für die Stadt der Zukunft“ nach, in dem aktuelle städtebauliche Leitbilder mit unterschiedlichen Mobilitätsszenarien und milieuspezifischem Mobilitätsverhalten in Verbindung gebracht werden. So wird ausgehend vom Beispiel der Stadt Essen eine repräsentative Befragung durchgeführt, in welcher nach dem Stated-Preferences-Ansatz künftiges lebensstil-spezifisches Mobiltätsverhalten ermittelt wird. Die Befragungsergebnisse werden mit städtebaulichen Merkmalen und Verkehrsmodellierungen zusammen geführt, um so Strategien und Handlungsempfehlungen für künftige Mobilität zu entwickeln. Die Entwicklung von „Hotspots“ unterschiedlicher Raumstrukturtypen ermöglicht eine detaillierte Visualisierung von Maßnahmen in Beispielräumen. Zudem ermöglichen sie eine Übertragung der Ergebnisse auf andere Kernbereiche der Metropole Ruhr mit vergleichbaren Raumstrukturtypen.

Diese neuen Konzepte zielen auf eine Entlastung des städtischen Verkehrsnetzes und die Steigerung der Lebens- und Aufenthaltsqualität in den städtischen Ballungsräumen ab. Damit Mobilität in der Stadt der Zukunft nachhaltig gestaltet werden kann, müssen integrierte Maßnahmen und Strategien entwickelt werden, die sowohl die Bedürfnisse unterschiedlicher Lebensstile berücksichtigen als auch Stadt und Region als Lebensräume begreifen, in denen Mobilität Mittel zum Zweck ist. Dazu wird Optionsvielfalt benötigt. Das richtige Verkehrsmittel für den richtigen Zweck in der Stadt muss hier die Leitlinie des Handelns sein. Verkehrsräume der Stadt, die durch eine weitgehende Zweckentfremdung degradiert wurden und ihre ursprünglichen Funktionen kaum noch erfüllen können, müssen wieder stärker als öffentliche Räume wahrgenommen werden. Dies gilt es mit den erarbeiteten Strategien aufzuzeigen und eine umwelt- und sozialverträglichere Entwicklung von Mobilität und Stadtentwicklung zu fördern.

Projektbezug: Neue Mobilität für die Stadt der Zukunft | Stiftung Mercator GmbH | Laufzeit 2012-2013 | Institut für Stadtplanung und Städtebau, Universität Duisburg-Essen

Dipl.- Ing. Hanna Wehmeyer

Vortrag: Städte - kompakt, mobil und grün

Der Klimawandel wird immer gravierender und seine Folgen spürbarer, die Ära billiger fossiler Energien neigt sich dem Ende zu und die Nahrungsmittelproduktion wird krisenanfälliger. Die Turbulenzen des Finanzsystems haben nicht nur die öffentlichen Haushalte belastet und werden sie künftig noch mehr belasten, sie gefährden auch den sozialen Frieden in Europa.

Die Politik, aber auch die Zivilgesellschaft und die Wirtschaft müssen auf diese Herausforderungen Antworten geben. Dabei ist ein Umdenken im Umgang mit den gebauten Strukturen und den Versorgungssystemen notwendig. Der Klimawandel und die Energiekrise erfordern neue systemische Lösungen. Es geht um die lokale und regionale Umsetzung der Energiewende, um postfossile Mobilität und um einen langfristig angelegten ökologischen Umbau von Stadt und Region. Denn nur mit mehr Energieeffizienz und mit dem massiven Einsatz erneuerbarer Energien kann der Abschied vom fossilen Zeitalter gemeistert werden. Hier sind vor allem die Städte gefragt, denn sie sind das Problem (durch Energieverschwendung), aber auch dessen Lösung (durch ihre Gestaltungskraft und Energieeffizienz). Gelingen kann die Energiewende jedoch nur, wenn sie nicht als isolierte Aufgabe betrachtet, sondern in integrierende Strategien der Stadtentwicklung eingebettet wird.

Zu den aktuellen zentralen Aufgabenfeldern nachhaltiger Stadtentwicklung gehören der behutsame ökologische Umbau von Gebäuden und Quartieren, die Erneuerung der stadttechnischen Infrastruktur, die Entwicklung einer neuen Mobilität und die gesellschaftliche Integration der Stadtbevölkerung.

Eine neue Mobilitätskultur

Eine neue Mobilitätskultur, die sich auf einer echten Balance von Fußgängern, Fahrradfahrern, öffentlichem Personenverkehr und – reduziertem – Autoverkehr sowie auf innovative Technik gründet, ist eine weitere Schlüsselaufgabe nachhaltiger Stadtentwicklung. Oberstes Ziel muss eine stadtverträgliche und energieeffiziente Mobilität sein. Der häufig sehr optimistisch eingeschätzte Einsatz von Fahrzeugen mit alternativen Antriebsformen (beispielsweise Elektromobilität) ist nur dann ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, wenn die Energie aus regenerativen Quellen stammt und zudem die Lärmemissionen verringert werden. Aber auch Elektroautos beanspruchen weiterhin sehr viel Fläche, und die Unfallrisiken bleiben. Die größte Herausforderung ist es, den immer noch stark wachsenden Güter- und Wirtschaftsverkehr stadtverträglich zu organisieren.

Umsteuerung der Investitionsetats

Im Feld der neuen Mobilität geht es um die deutliche Umsteuerung der Investitionsetats von Bund, Ländern und Kommunen in Richtung einer autoarmen und integrierten Mobilität. Hierzu gehört die Unterstützung des ÖPNV und des Mobilitätsmanagements genauso wie neue Angebotsformen, etwa Leihfahrräder und Car-Sharing. Dazu müssen in allen relevanten Fachpolitikfeldern die Weichen neu gestellt werden. Die bisher dominante Straßenneubaufinanzierung muss in ihrer Zielsetzung überdacht werden, der Umweltverbund (Eisenbahn, ÖPNV, Radverkehr) ist stärker zu fördern.

Die gesellschaftliche Integration aller Teile der Bevölkerung ist und bleibt eine große Aufgabe der Stadtpolitik. Eine wachsende Polarisierung von Armut und Reichtum führt zu einer vertieften sozialräumlichen Spaltung der Städte. Um die Integrationskraft der Stadt zu bewahren und zu stärken, müssen Schwache geschützt, interkulturelle Begegnungen gefördert, Barrieren abgebaut und Chancen vermittelt werden. Dazu bedarf es des Engagements der Zivilgesellschaft, aber auch der Verwaltung.

Neue Balance von Dichte, Offenheit und Mischung

Die Städten müssen beim nachhaltige Umbau eine neue Balance von Dichte, Offenheit und Mischung finden. Städte brauchen Freiraum für Erholung, Kaltluftspeicher und urbane Landwirtschaft, attraktive, fußgängerfreundliche Straßen und Plätze, Grün-und Freiflächen. Sie benötigen aber auch bauliche Dichte sowie eine soziale, funktionale und bauliche Mischung. Ein gutes Verhältnis von Dichte und Offenheit trägt dazu bei, eine gesunde Stadt zu schaffen. Die kompakte Stadtentwicklung mit wohl dosierten offenen Räumen im Sinne einer „Stadt der kurzen Wege“ ist das Ziel des ökologischen Umbaus.

Ressourceneffizienz und Klimaschutz kann die Stadt nur gemeinsam mit ihrem Umland erreichen. Es bedarf dazu einer intensiven und integrativen Abstimmung um einen Ausgleich zwischen Stadt und Land, eine neue regionale Balance, zu finden. Städte und ihr Umland müssen kooperieren, um regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken, die Nahrungsmittelversorgung der Städte aus dem Umland zu verbessern, regionale Energie-und Wasserverbände einzurichten, die Region für Naherholung zu erschließen und den stadtregionalen öffentlichen Verkehr zu stärken. Je mehr Produkte, Dienstleistungen oder auch Energie in den Regionen erzeugt und ausgetauscht werden, desto weniger Transportaufwand entsteht.

Prof. Dr.-Ing. Engelbert Lütke Daldrup, Staatssekretär a.D.

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